Die letzte Offenbarung by Stephan M. Rother

Die letzte Offenbarung by Stephan M. Rother

Autor:Stephan M. Rother [Rother, Stephan M.]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-12-05T16:00:00+00:00


LI

Ein Ring von einem Dutzend oder mehr Männern in dunklen Anzügen stand rund um die Fahrzeuge, die gegenüber dem Kloster unter einer Reihe von Alleebäumen parkten: drei gepanzerte anthrazitfarbene BMW-Limousinen. Eine einsame Sirene kreischte irgendwo in der Ferne. Ein Zufall, oder war die Polizei aufgewacht? Auf jeden Fall war das Geräusch weit weg.

Im Gegensatz zu den dunkel gekleideten Männern, die Amadeo und seinen Begleitern schweigend entgegensahen, die Mündungen ihrer schweren Maschinenpistolen auf den Boden gerichtet. Von der Klosteranlage her waren noch immer einzelne Salven zu hören, doch wie es aussah, war der Kampf beinahe zu Ende. Blutig rot hing die Abendsonne über den Bergen.

Als Bracciolini die Männer entdeckte, begann er auf einmal Widerstand zu leisten. Rebecca verstärkte ihren Griff.

»Ich beschwöre Sie«, keuchte der Kardinal. »Lassen Sie mich gehen!«

»Soviel ich weiß, haben diese Männer in den letzten Tagen weder irgendjemanden aus dem Hinterhalt erschossen noch sonst wie zu Tode gefoltert«, knurrte Rebecca und stieß ihn auf die Fahrzeuge zu. »Im Gegensatz zu Ihren eigenen Leuten. Niccolosi? Sheldon? Schon mal gehört, die Namen?«

Jetzt hatten sie den Parkplatz und die Männer in den dunklen Anzügen erreicht, und Rebecca blieb stehen, Bracciolini in festem Griff vor sich, die Pistole noch immer an seinem Hals. Amadeo trat an ihre Seite. Ein Mann löste sich aus den Reihen der Anzugträger. Soweit Amadeo sehen konnte, war er der älteste von ihnen. Sein Haar war schlohweiß und kurz geschnitten, die Züge kantig, aber nicht unfreundlich, und wie bei allen seinen Begleitern war seine Gesichtsfarbe eher dunkel. Sie könnten Italiener sein, dachte Amadeo.

»Ich glaube nicht, dass dieser Mann im Augenblick eine Gefahr darstellt«, wandte der Fremde sich anstelle einer Begrüßung an Rebecca. »Ich denke, Sie können ihn loslassen.«

Rebecca lockerte ihren Griff, doch sie nahm die Augen nicht von Bracciolini. Der Kardinal stand schwankend aufrecht und blickte um sich wie ein gehetztes Tier. Ihm musste klar sein, dass Flucht keine Alternative war angesichts der Maschinenpistolen.

»Wer sind Sie?«, fragte Rebecca.

»Nennen Sie mich Niketas«, sagte der ältere Mann.

»Niketas«, wiederholte Rebecca langsam. »Und wer... was sind Sie? Sie und Ihre Männer?«

»Das ist im Augenblick nicht von Bedeutung«, entgegnete Niketas mit ruhiger Stimme. »Im Augenblick ist nur wichtig, dass wir einige Dinge regeln, bevor...« Er schwieg für einige Atemzüge. Der grelle Ton der Sirenen war jetzt lauter zu hören, dazu das Geräusch von Martinshörnern. »Sie werden in einigen Minuten hier sein«, sagte Niketas. »Eminenz?« Er deutete eine Verbeugung an. »Ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie Ihren Männern jetzt Anweisung geben würden, Professor Helmbrecht dorthin zurückzubringen, wo Sie ihn weggeholt haben.«

»Warum sollte ich das tun?« Bracciolini starrte den anderen hasserfüllt an.

»Weil Sie leben möchten«, erwiderte Niketas sachlich. »Sie haben schließlich eine Aufgabe zu erfüllen.«

»Das habe ich allerdings! Ihnen muss klar sein, dass ich...«

»Das ist mir klar«, unterbrach ihn der Mann im dunklen Anzug. »Sie werden Ihre Jagd fortsetzen, und es liegt mir fern, Unmögliches von Ihnen zu verlangen. Ihr Leben gegen das von Helmbrecht. So sollst du geben Leben um Leben, Auge um Auge, Zahn um Zahn, Hand um Hand, Fuß um Fuß, Brandmal um Brandmal, Beule um Beule, Wunde um Wunde.



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